Hören wir rein in Gespräche beim Sommerfest 20XX

Ein Wohnprojekt – oder Mehrgenerationenhaus – ist eine gemeinschaftliche Wohnform, bei der Menschen zusammenkommen, um gemeinsam zu leben und zu arbeiten.

A: “Ist das schön hier! Nicht nur der laue Sommerabend, sondern dass wir hier zusammen feiern und niemand an einem so schönen Abend allein zu Hause sitzen muss.“

B: “Ja, stimmt. Früher in unserem Haus säßen meine Frau und ich jetzt alleine auf der Terrasse oder vor dem Fernseher, weil es schwer ist, den Freundeskreis spontan zusammen zu bekommen, oder wenn du alle einlädst, die ganze Arbeit an dir hängenbleibt. Hier dagegen packt jeder mit an, um unser Sommerfest vorzubereiten und morgen aufzuräumen.“

In einer Welt, die oft von Individualismus geprägt ist, sind gemeinschaftliche Wohnprojekte lebendige Orte der Menschlichkeit. Sie bieten nicht nur ein Dach über dem Kopf, sondern auch eine reichhaltige Kultur des Respekts, der Achtsamkeit, der Toleranz und der Offenheit. Respekt bildet das Fundament dieser Gemeinschaften. Hier wird die Wertschätzung für die Individualität jedes Bewohners großgeschrieben. Von gemeinsamen Entscheidungsprozessen bis hin zu täglichen Kontakten wird darauf geachtet, dass jeder gehört und respektiert wird. Konflikte werden nicht vermieden, sondern konstruktiv gelöst, um ein harmonisches Zusammenleben zu gewährleisten.

C: “Was hältst du von dem Vorschlag, den Zaun in Regenbogenfarben zu streichen?“

D: “Viel zu bunt! Passend zur Hausfarbe ist dunkelgrau. Mein Favorit. Aber ich entscheide nicht allein. Wird noch viel Diskussionen geben, bis wir uns auf eine oder mehrere Farben geeinigt haben. Ich werde drei bis vier Muster vorschlagen,
dann kann man sich das besser vorstellen. Und dann entscheiden wir so, dass sich niemand übergangen fühlt. Das haben wir ja auch schon bei … hinbekommen.


Achtsamkeit ist ein weiterer Eckpfeiler dieser Wohnprojekte. Bewohner praktizieren bewusste Präsenz im Alltag, sei es beim gemeinsamen Essen, bei Gruppenaktivitäten oder einfach bei Begegnungen im Flur. Durch diese Achtsamkeit entsteht eine Atmosphäre des Mitgefühls und der gegenseitigen Unterstützung.

E: “Gestern habe ich im Laubengang Z getroffen. Er unterstützt Y, die nach ihrer OP noch nicht so richtig laufen kann und geht für sie mit einkaufen. Aber Z hat nächste Woche keine Zeit. Da habe ich mir die Einkaufsliste von Y geben lassen und bringe übermorgen alles mit.“

F: “Schön, dass du das übernimmst. Ich gehe morgen sowieso einkaufen. Wenn Y kurzfristig etwas benötigt, kann ich das auch gerne mitbringen.“


G: “Wer hat sich denn schon für die Fahrradtour nächsten Monat angemeldet?“
„Ich!“, „Wir sind dabei!“, „Ich auch.“, „Nur wenn es nicht regnet . . .“


Toleranz ist unerlässlich in einer Gemeinschaft, die Vielfalt repräsentiert. In gemeinschaftlichen Wohnprojekten leben Menschen unterschiedlicher Herkunft, Altersgruppen, Lebensstile und Überzeugungen zusammen. Hier wird die Einzigartigkeit jedes Einzelnen nicht nur akzeptiert, sondern geschätzt. Durch den Austausch von Perspektiven und Ideen entsteht eine reiche kulturelle Vielfalt, die das Leben in diesen Gemeinschaften bereichert.

H: “Hast du schon von der Ausstellung vom Impressionisten T. gehört? Die ist bestimmt einen Besuch wert. Kommst du mit?“

I: “Ach, Kunst ist nicht mein Ding. Ich mag lieber was Handfestes nach klaren Regeln oder gehe lieber auf Schalke. Ist auch Kunst.“


H: “Komm doch einfach mit! Ich erkläre dir die Bilder. Und du nimmst mich das nächste Mal mit auf Schalke und erklärst mir die Regeln beim Abseits.“


Offenheit ist das Tor zu neuen Beziehungen und Möglichkeiten. Gemeinschaftliche Wohnprojekte stehen oft für eine Offene-Tür-Politik, bei der Nachbarn und Besucher willkommen geheißen werden. Diese Offenheit schafft ein Gefühl der Verbundenheit mit der umgebenden Gemeinschaft und fördert den Austausch von Ressourcen, Wissen und Unterstützung.

J: “Der neue Nachbar findet unseren Gemeinschaftsgarten ganz toll.“

Garten-AG: “Dann laden wir den Nachbarn auf einen Rundgang ein und geben ihm Tipps für seine Gartengestaltung. Und alle anderen Nachbarn laden wir mit ein auf einen Nachmittag der offenen Gartenpforte.“

In einer Zeit, in der soziale Isolation, Entfremdung und Einsamkeit zunehmen, bieten gemeinschaftliche Wohnprojekte eine inspirierende Alternative. Durch eine Kultur des Respekts, der Achtsamkeit, der Toleranz und der Offenheit schaffen sie nicht nur ein Zuhause, sondern auch eine lebendige Gemeinschaft, in der sich alle wohlfühlen und niemand einsam zu sein braucht.

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